WU Beton und Bauteiltrockung

WU Beton und Bauteiltrockung

wie auch erschienen bei IBR online

WU Modell und Wasserdurchgängigkeit

Das WU – Modell von Beddoe/ Springenschmidt zeigt, dass es im ungerissenen Beton keinen Wasserdurchgang durch das Bauteil gibt – Voraussetzung: ausreichende Bauteildicke. Außen bildet sich eine Kapillarzone bis ca. 70 mm aus, innenseitig eine ca. 80 mm dicke Austrocknung- Diffusionszone.

Ein Überschneiden der Zonen erfolgt nicht, wenn die WU  Bauteildicke von min. 200 mm eingehalten wird.

Austrocknungsmechanismus

Damit wird die Austrocknung nach innen weder von der tatsächlichen Bauteildicke, noch von der außenseitigen Wasserbeanspruchung beeinflusst: Gleichgültig, ob es sich um eine WU – Wanne oder einen Aufzugsschacht im 5. OG handelt: 80 mm Betondicke trocknen nach innen aus.

Kiltz beschreibt in [2] den Austrocknungsmechanismus quantitativ über die Zeit: Ca. 2,2 l/m² trocknen aus, Abb. 2 zeigt den zeitlichen Verlauf grafisch aufbereitet.

Im ersten ¾ Jahr trocknen ca. 75% der Bauteilfeuchtigkeit aus – an jeder Luftseite jeder Betonfläche: An Decken- Ober[1]– und Unterseiten, an Innen- und Außenwänden und an den Kellerwänden und der Kellersohle. Diese Austrocknung beginnt jedoch erst, wenn die Flächen trocken sind: Bei der Betonsohle ist dies durch eindringendes Tagwasser erst verspätet der Fall. Ein etwaiger Ausbau muss dies berücksichtigen.

Der Ausbau in den aufgehenden Geschossen ist allenfalls wegen der Betonfeuchtigkeit der Deckenunterseiten kritisch.

Diese 2,2 Liter „Überschusswasser“ je m² Betonfläche

  1. lassen mutmaßen, es gäbe einen Feuchtedurchgang durch den (WU) Beton – also muss bei hochwertiger Nutzung innenseitig zusätzlich abgedichtet werden
  2. verhindern über die Austrocknungsdauer, dass die Konstruktion als „dicht“ nachweisbar ist

zu a) Einen Feuchtedurchgang durch den (ungerissenen) Beton gibt es nicht, eine Abdichtung auf der Betonsohle (ob unterkellert oder nicht) verhindert, dass die Bauteilfeuchtigkeit austrocknen kann. Entweder sammelt sie sich unter der Abdichtung oder sie tritt an den Rändern aus. Die 2,2 l/m² müssen austrocknen können, der Ausbau muss dies im Bauablauf und ggf. konstruktiv berücksichtigen.

zu b) Die Eigenschaft „WU“ ist messtechnisch nicht nachweisbar. Undichtigkeiten an der WU – Wanne sind Risse oder Fehlstellen, die verpresst werden müssen. Der Nachweis der gelungenen dichten Wanne ist erst mit Wasserbeaufschlagung möglich. Solange der Bauteil-Austrocknungsprozess nach Abb. 2 nicht abgeschlossen ist, wird diese Feuchtigkeit messbar sein.

[1] Im Ausbau durch den Estrich behindert

Typische Schäden

Zu feuchter Beton(untergrund) führt zum Abstoßen von Gipsputz auf der Beton-Haftbrücke. Der Abstoßmechanismus aus dem zu frühen Verputzen der Deckenunterseiten erfolgt durch ein Verseifen der Kunststoffdispersion der Haftbrücke, die sich in einen nicht mehr tragfähigen Film verwandelt. Ursächlich ist der hohe Feuchtegehalt des Deckenbetons, im vorliegenden Fall (Bild 1) waren es ca. 3,8 Masse% in 3 cm Tiefe.

Diese Schäden häufen sich/ beginnen in den oberen Etagen, da hier der zeitliche Abstand zwischen der Fertigstellung des Rohbaus und des Beginns des Ausbaus am geringsten ist – die Betonoberfläche ist noch nicht ausreichend ausgetrocknet.


Die Putzhersteller fordern, dass „die Feuchtigkeitsabgabe in der Oberflächenzone des Betons abgeschlossen sein muss“, zudem soll der Feuchtigkeitsgehalt unter 3 Masse % liegen [5].

Gleiche Phänomene sind abfallende Fliesen von Beton- Wänden, wenn auch hier zu früh mit dem Ausbau begonnen wurde: dies betrifft ebenso vorwiegend die oberen Etagen.

Hochwertige Nutzung in Untergeschossen

Untergeschosse unterscheiden sich von den aufgehenden Geschossen nur durch wenige (öffenbare) Fenster und ggf. eine nur geringe Dämmung. Nur durch bauphysikalische Maßnahmen können diese Untergeschossräume einer behaglichen Nutzungsqualität zugeführt werden: Dämmung, Heizung und Lüftung. Es gilt, die durch Nutzung eingetragene Feuchtigkeit abzuführen und die Oberflächen zu temperieren.

Die Art der Bauwerksabdichtung (schwarz oder weiße Wanne) spielt hier keine Rolle, denn Undichtigkeiten sind nicht erlaubt: Die schwarze Abdichtung muss dicht sein, die WU- Konstruktion für die Nutzungsklasse A ebenso: „Feuchteeintritt in flüssiger Form“ ist nicht zulässig [3]. Dieser Feuchteeintritt beschreibt Risse oder Fehlstellen.

Damit wird klar, wie der Ausbau der hochwertig genutzten WU- Untergeschosse erfolgen kann, da weder Wasserdurchtritt (WU Wanne ist dicht) noch Wasserabgabe nach innen erfolgen:

  • Keine Sperr- oder Abdichtungsbahn auf die Betonsohle
    (es erfolgt wie in den aufgehenden Geschossen keine weitere Feuchtigkeitsabgabe!)
  • Aufbau Estrich im UG wie in den aufgehenden Geschossen
  • Wandbeläge wie in den aufgehenden Geschossen, gerne auch dampfdichte Beläge in Küchen
  • Die zu beachtende Besonderheit im UG liegt jedoch nicht an der WU – Konstruktion sondern am Bauablauft: die Sohle muss austrocknen können, s. Abb. 2.

Ist der Bauteilaustrocknungsprozess noch nicht ausreichend beendet (s. Abb. 2), sind Sondermaßnahmen denkbar, z.B. belüftete Drainagematten unter den dampfdichten Belägen.

Fazit

Die luftseitige Austrocknung aus dem WU – Modell steht in keinem Zusammenhang mit etwa außen anstehendem Wasser. Die WU – RiLi [4], 5.3 (2) weist für die Nutzungsklasse A nur auf die Rissefreiheit hin – kein Wasserdurchtritt durch die Konstruktion. Zusätzliche Anforderungen an hochwertige Nutzungsklassen bis A*** fordern reine bauphysikalische Maßnahmen – für die Nutzungs- und Baufeuchte.

Die „Baufeuchte“, d.h. die Bauteil – Austrocknung der 2,2 l/ m² sind unabhängig, ob es sich um WU – Beton der Weißen Wanne, eine Betonkonstruktion mit außenliegender schwarz- Abdichtung oder „Normal“ – Beton in den oberen Geschossen handelt. Damit können die raumseitigen Oberflächen der WU – Wanne wie in den aufgehenden Geschossen belegt werden. Zusätzliche Abdichtungen sind nicht erforderlich.

Literatur

  • InformationsZentrum Beton GmbH: Zement-Merkblatt H10: Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton. 05/ 2029
  • Kiltz, D.: Planung und Ausführung von hochwertig genutzten Untergeschossen. Der Bausachverständige 2018 S 72 ff
  • Deutscher Beton- und Bautechnik- Verein: Hochwertige Nutzung von Untergeschossen. 01/ 2009
  • WU – Richtlinie 2017
  • Industriegruppe Baugipse: Gipsputze und gipshaltige Putze auf Beton