Erschienen am 23. Juni 2018 im Tagesspiegel
Was steht ins Haus?
Aus der Eigentümergemeinschaft wird eine immer wieder auftretende Feuchtigkeit im Keller unserer Wohnanlage bemängelt. Das Haus ist Baujahr 1963, weitestgehend im Originalzustand. Vor ca. 15 Jahren wurden die Kelleraußenwände abgedichtet. Insbesondere im Wäscheraum, in dem auch Trockner aufgestellt sind, kommt es an den Wänden zur Schimmelbildung. Aus manchen Mieterkellern wird vor allem im Sommer von einem klammen Raumklima berichtet. Was können wir hier tun? Hängt dies mit der seinerzeitigen Kellerabdichtung zusammen? Sollen wir im Sommer mehr lüften?
Was steht im Gesetz?
Es ist davon auszugehen, dass zu jeder Erstellungszeit die damals geltenden Anforderungen an die Gebäudenutzung eingehalten wurden. Schäden treten immer dann auf, wenn entweder die Nutzung geändert oder in die Bausubstanz eingegriffen wird. Bei Kellerabdichtungen ist zu beachten, dass diese seinerzeit weder die Materialqualität von heute hatten, noch die handwerklichen Verarbeitungen immer ausreichend sorgfältig waren. Die bauzeitliche Abdichtung wurde insofern zurecht überarbeitet. Heute werden an Keller häufig höhere Anforderungen gestellt als früher: sie sollen trocken sein, es werden Feuchte empfindliche Einrichtungsgegenstände gelagert. Da Kellerräume nicht von der Sonne erwärmt werden, sind die Wandoberflächen auch im Sommer deutlich kälter als die Außenluft. Warme Luft kann viel mehr Wasser als Dampf aufnehmen als kalte: bei 50% relativer Luftfeuchtigkeit enthält 24°C warme Sommerluft 10,9 g Wasser, 12°C kalte Luft aber nur 5,3 g. Trifft die warme Luft auf die kalte Kellerwand, steigt die relative Luftfeuchtigkeit an – im vorliegenden Fall kondensiert sie mit Tröpfchenbildung an der Wandoberfläche. Im Winter hingegen ist die sehr kalte Außenluft trockener als das Kellerklima – ideal zum Trockenlüften! Wird im Waschkeller Feuchtigkeit produziert, wie z.B. durch Wäschetrocknen, kommt es unweigerlich zur Auffeuchtung der Raumoberflächen, Schimmelbildung an allen Wänden ist die unvermeidbare Folge.
Und wie stehen Sie dazu?
Mit den Jahren veränderte Grundwasserstände und häufige Starkregen beanspruchen die Kellerabdichtung stärker, als es seinerzeit geplant war. Viele Keller sind aus dem Gelände heraus gehoben – ein Zeichen für hohen Grundwasserstand. Das eindringende Wasser durchfeuchtet das Mauerwerk und hinterlässt, nachdem es wieder zurückgegangen ist, Salzränder und Putzabplatzungen. Bei zu hoher Raumluftfeuchte bildet sich Schimmel, aber keine Salzausblühungen. Klamme Luft muss aus dem Keller herausgelüftet werden! Das geht nur durch Querlüftung: Im Sommer Fenster zu, im Winter bitte lüften. Zugeklebte Mieterkeller verhindern eine wirksame Lüftung; nicht ohne Grund werden die Abteile offen gebaut! Im Wäscheraum wird es unumgänglich sein, eine mechanische Lüftung einzubauen, die feuchtegesteuert, wenig Strom braucht.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.