Erschienen im November 2018 im Tagesspiegel
Was steht ins Haus?
Wir haben vor 2 Jahren unsere neue Eigentumswohnung im obersten Geschoss übernommen. Dort haben wir umlaufend eine große Terrasse mit einem Plattenbelag, der gegen die Fassadendämmung stößt. Im Sockelbereich bilden sich seit längerer Zeit grüne Flächen, an manchen Stellen platzt der Putz ab, die darunter liegende Dämmung wird sichtbar. Wir haben dies reklamiert, eine Schadenbeseitigung erfolgt aber nicht. Nun sind wir unsicher, ob es an den vielen Pflanzen liegen kann, die an einer Bewässerungsanlage angeschlossen sind. Jedenfalls kann es so nicht bleiben!
Was steht im Gesetz?
Die heute modernen Fassaden, die Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind stoßempfindliche hybride Bauteile, die sehr genau auf die geforderten Beanspruchungen eingestellt sind. Dazu gehört z.B. der Schlagregenschutz gegen die Fassade. Durch ein dichtes Putzsystem, das ca. 1 cm dick ist und mit einem Gewebe auf die Dämmung aufgebracht wird, bleibt diese trocken. Starker Regen kann dabei durchaus den Putz durchfeuchten, er trocknet aber anschließend schadenfrei wieder ab. Allerdings verträgt der Putz keine Feuchtigkeit von unten, z.B. wenn der Sockel bis in das Erdreich geführt ist. An Balkonen oder Dachterrassen wird der Putz häufig bis auf die horizontal verlegte Abdichtung gezogen. Dies führt dann dazu, dass sich Wasser, das sich auf der Abdichtung sammelt, kapillar im Oberputz hochzieht – der Putz steht quasi mit den Füßen im Wasser. Diese Feuchtigkeit nimmt Salz aus dem Putz auf, das bei der Austrocknung, ca. in 20 cm Höhe auskristallisiert – Putz und Farbbeschichtung platzen ab. Bei einer fachlich richtigen Ausführung muss der Putz daher kurz über der Abdichtung enden – eine handwerklich anspruchsvolle Aufgabe. Weiterhin ist das untere Putzende mit einer Abdichtung gegen das kapillare Hochsaugen zu schützen – ebenfalls eine Ausführung, die gerne vergessen wird. Das alles ist in DIN Normen geregelt, in Merkblättern skizziert und gehört somit als allgemein anerkannte Regel der Technik zum Bausoll.
Und wie stehen Sie dazu?
Offenbar wurde der Sockelabschluss der Fassade nicht fachgerecht ausgeführt. Bis ca. 5 cm über dem Plattenbelag sollte eine Dichtschlämme sichtbar sein, die den unteren Abschluss des Putzes schützt. Häufig sind diese Abdichtungen auch farblos abgeführt, aber gegen das Licht erkennbar. Schauen Sie sich unter eine Platte an der Fassade den Putz an: Er wird bis auf die Abdichtung geführt sein und in der Folge Wasser hochziehen – das darf auch ruhig von Ihrer Beregnungsanlage stammen! Der Bauträger ist hier zur Nachbesserung – des Gemeinschaftseigentums (!) – verpflichtet. Insofern ist die Verwaltung gefragt, die Beseitigung einzufordern. Sicherlich handelt es sich hier um einen systematischen Fehler, der an anderen Stellen des Gebäudes ebenso vorliegt, das sollte dann alles zusammen beseitigt werden.
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