Erschienen im August 2018 im Tagesspiegel
Was steht ins Haus?
Am Sockel unserer Wohnanlage bilden sich seit längerer Zeit grüne Ablagerungen, teilweise platzt die Farbe ab. Besonders auffällig ist es am Eingangsbereich, wo das Pflaster bis an den Putz verlegt ist. Wir hatten vor ca. 4 Jahren das ganze Haus mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verkleidet und dies bis unter das Erdreich geführt, damit sich ein einheitliches Fassadenbild ergibt. Wir haben Sorge, dass hier Feuchtigkeit eindringt und sich in den EG – Wohnungen Schimmel bildet. Können wir das der Fassaden- Firma als Gewährleistungs-Mangel anzeigen?
Was steht im Gesetz?
Der Sockel ist der „Fuß des Hauses“. Es ist der Übergang der Außenanlagen zum Haus, der trocken bleiben muss. Daher müssen die Wände abgedichtet und die Fassadenbeschichtung als wasserfester Sockelputz ausgebildet werden. Früher wurden hierzu Klinker, vorstehende Natursteinverkleidungen oder ein besonders rauer Putz verwendet. Heute ist die Ausbildung eines Sockelabsatzes architektonisch oft nicht gewünscht. Dennoch müssen die hohen Anforderungen an den unteren Fassadenbereich beachtet werden: Das Wasser der Außenanlagen läuft dagegen, Schlagregen spritzt hoch, im Winter kann nasser Putz auffrieren. Zudem gibt es dort hohe mechanische Beanspruchungen. Die früher stabil und wasserdicht ausgebildeten Sockel sind mit heutigen leichten Fassadenbekleidungen, wie dem WDVS nicht möglich. Eine hohe Stoßfestigkeit ist mit dem dicken Dämmpaket kaum herstellbar. Der Sockelputz verläuft bis in die Erde, der dünne Oberputz auf der Dämmung (Styropor oder Mineralwolle) muss gegen Bodenfeuchtigkeit geschützt werden. Die Fassadenbeschichtung ist resistent gegen den Regen, die Unterseite des Dämmpakets, die bis in den nassen Boden reicht, kann jedoch Feuchtigkeit kapillar hochziehen. Daher muss das Dämmpaket, das bis unter die Oberkante Gelände (OKG) reicht, nach unten abgedichtet werden. Hierzu gibt es heute durchsichtige zementöse Dichtschlämmen, die von OKG bis zum unteren Ende auf das WDVS gestrichen werden.
Und wie stehen Sie dazu?
Das beschriebene Schadensbild zeigt die fehlende Abdichtung des WDVS- Oberputzes: Bodenfeuchtigkeit steigt im Putz hoch und trocknet oberhalb aus. Aus dem Putz lösen sich Salze, die beim Austrocknen an der Oberfläche auskristallisieren. Die Beschichtung löst sich ab, darunter ist das Salz erkennbar (kann man gefahrlos schmecken!). Der Frost im Winter beschleunigt die Zerstörung. Gut ist es, dass dies zuverlässig innerhalb der Gewährleistungszeit auftritt: Der Fassadenschutz durch eine Dichtschlämme ist unentbehrlich. Das Pflaster bis an die Fassade zu führen ist zwar beliebt, aber gefährlich: Dort eindringendes Wasser kann nicht austrocknen, daher ist ein Kiesstreifen die bessere Lösung. Achtung bei der Sanierung: ist der Putz salzgesättigt, muss er ersetzt werden, sonst hält die neue Farbe nicht!
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