erschienen im April 2019 im Tagesspiegel
Was steht ins Haus?
Vor ca. 3 Jahren haben wir ein Einfamilienhaus mit an geschlossener Garage bauen lassen. In der Garage zeigen sich an der abgehängten Decke seit einigen Wochen Schimmelflecken mit gelb verfärbten Rändern. Das Dach selbst ist eine leichte, flache, Holz- Konstruktion, mit Dachpappe gedeckt. Zwischen den Holzbalken wurde gedämmt, da die Garage beheizt ist. Da es im letzten Jahr wenig geregnet hat, erscheint uns eine Undichtigkeit eher unwahrscheinlich. Aber ist nicht Schimmel in der Garage auch ungewöhnlich? Dort ist es doch eher trocken. Was können wir nun tun?
Was steht im Gesetz?
Dachundichtigkeiten lassen sich von Kondens- oder Tauwasserschäden recht einfach abgrenzen. Steht kein Eimer unter dem Dach, dann handelt es sich wohl um Tauwasser.
Beplankung, damfdichte Folie, Wärmedämmung, Dachbahn
Die Schimmelbildung zeigt, dass sich Wasser auf der abgehängte Decke angesammelt hat. Die gelben Ränder deuten auf so viel Feuchtigkeit hin, dass es abgetropft sein muss. Der Gips und das Papier der Trockenbauplatten neigen durch die organischen Bestandteile zum Schimmeln, wenn das stehende Wasser abtrocknet.
Die Tauwasserbildung an der Dachunterseite zeigt die Schwächen und Empfindlichkeit der leichten Holzdachkonstruktion auf; Die Dachbahnen auf der Außenseite sind dampfdichter, als die raumseitige Beplankung.
Auch wenn dort eine Dampfbrems- Folie eingezogen wurde, ist es eine bauphysikalisch labile Bauart. Aus der Bauphase (feuchtes Holz) und der Garagennutzung (warme Luft enthält viel Feuchtigkeit) strömt und diffundiert Wasserdampf in die Dämmung. Dieser kann aber nicht nach außen entweichen. Die Dämmung bewirkt im Winter einen Temperaturabfall in der Dachkonstruktion, so dass aus der feuchten Luft in der Dämmung Wassertropfen ausfallen. Dieses Feuchtigkeit ist dann für die Schimmelbildung in der abgehängten Decke verantwortlich. Im Sommer kann sie meist nicht austrocknen, da das Bitumendach dampfdicht ist. Ebenso ist der Weg in den Raum durch den dichten Aufbau nach innen versperrt. So kann es über ein paar Winter hinweg zur Auffeuchtung kommen.
Und wie stehen Sie dazu?
Es ist ein bekannter Konstruktionsfehler, der seit vielen Jahren häufig unterschätzt wird. Ein raumseitiger dichter Abschluss verhindert das Austrocknen etwaiger Feuchtigkeit im Dämmpaket der leichten Holzdachkonstruktionen. Daher werden seit Jahren raumseitig „undichte“ feuchtevariable Folien eingesetzt, die eine mögliche Austrocknung unterstützen. Das richtige Konstruktionsprinzip jedoch ist ein belüftetes Dach – dann wird die Feuchtigkeit der Dämmebene unterhalb der Dachabdichtung herausgelüftet – ähnlich wie bei einem Steildach. Weiterhin soll die Konstruktion nach oben möglichst offenporig sein. Die gerne verwendeten OSB-Platten bestehen jedoch zu einem großen Teil aus Kleber, der die Unterkonstruktion für die Bitumenbahnen weiter dampfdicht macht. Eine Brettschalung wäre die bessere Alternative.
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