Erschienen im Februar 2021 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
Im Keller unseres Altbaus in Charlottenburg gibt es immer wieder leicht ansteigendes Wasser,danach kommt es am Mauerwerkzu weißen Ausblühungen, Salpeter. Mit dem ca. 10 cm hochstehenden Wasser haben wir uns arrangiert.Sorgen bereiten uns die Salze, die doch gefährlich für die Gesundheit sein können. Wird dadurch nicht auch das Mauerwerk auf Dauer geschädigt und verliert an Tragfähigkeit? An vielen Stellen hat sich bereits der Putz abgelöst. Was können wir tun, um diese Ausblühungen dauerhaft zu verhindern, damit das Haus nicht weiter geschädigt wird?In unserer Erdgeschosswohnung löst sich in einer Ecke die Tapete ab. Hier gab es vor einiger Zeit schon einmal einen Wasserschaden, das Regenfallrohr an der Gebäudeecke war herausgerutscht, in der Folge kam es zu einem Wassereinbruch in den Keller. Unsere feuchte Ecke hatte ich der Hausverwaltung angezeigt, die jedoch meinte, ich solle hier selbst einen Gutachter beauftragen, da der seinerzeitige Wasserschaden behoben wurde. Wie kann ich denn feststellen, ob es sich um eine Folge des alten Schadens, oder tatsächlich um beginnende Schimmelbildung handelt?
Was steht im Gesetz?
Der Berliner Untergrund ist hinsichtlich der Wasserstände sehr unterschiedlich ausgebildet. In der Innenstadt ist die Höhenlage des Grundwassers bzw. Stauwasserhorizonts nach kräftigen Regenfällen gut erkennbar: Viele Straßenzüge haben nur eine Stufe zum Erdgeschoss, andere eine halbe Treppe. Dann sind die Kellerböden genau auf den höchsten Wasserstand angelegt. Dort steht schon seit dem Baun ach Regengüssen Wasser in den Kellern oder in den tiefer angelegten Kohlelagern. Ebenfalls dazu gehören die weißen Ausblühungen am Mauerwerk, dies sind keine neuen Erscheinungen! Es handelt sich aber nicht -wie vielfach irrtümlich bezeichnet–um Salpeter, sondern um Kochsalz-NaCl. Salpeter, ein Nitratsalz kommt im Baubereich heute praktisch nicht mehr vor. Calciumsalpeter oder Mauersalpeter entsteht aus der chemischen Reaktion von Harnstoff mit dem Kalk aus dem Mauermörtel –also nur in Stallungen und Fassadenbereichen, an denen früher die Pferde standen. Das Salz aus dem Mauerwerk wird durch eindringende Feuchtigkeit gelöst, diese Lösung steigt kapillar auf und trocknet aus, wenn die Feuchtigkeit zurück geht. Das nach oben transportierte Salz kristallisiert unter Volumenvergrößerung aus –der Putz platzt ab. Je poröser die Oberfläche ist, desto besser kann sich das Salz ggf. einlagern. Dieser Effekt wird beim Sanierputz genutzt, der das Salz viele Jahre lang speichern kann, bevor er ausgetauscht werden muss.
Und wie stehen Sie dazu?
Nein, es ist kein Salpeter. Das Salz, das sich auf dem Mauerwerk ablagert und den Putz ablöst ist einfaches Kochsalz. Dieses –aber auch Salpeter –sind dort gesundheitlich unschädlich: weder die Berührung, noch eine Kostprobe sind bedenklich. Durch die Kristallisation wird das Mauerwerk i.d.R. nicht geschädigt, es lagert sich nach Abtrocknung an der Oberfläche ab und kann leicht entfernt werden. Insofern schädigt dies weder die Tragfähigkeit noch die Dauerhaftigkeit des Hauses. Besser ist es natürlich immer, wenn ein Haus nach außen abgedichtet ist und nicht durchfeuchtet. An den meisten Altbauten kann die bauzeitliche Kellerabdichtung jedoch nicht überarbeitet und ertüchtigt werden. Lassen Sie den Putz weg und das Mauerwerk roh, dann trocknen die Wände besser aus und es kommt zu keinen Schäden.
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