Erschienen im Februar 2024 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
In unserer Wohnanlage aus den 1970er Jahren wurden durch die Eigentümer die Fenster ausgetauscht, teilweise 3- Scheiben Isolierverglasung. Dennoch ist das Thema „Schimmel an den Außenwänden“ nicht in den Griff zu bekommen. Immer wieder bilden sich am Sockel oder hinter Regalen schwarze Ablagerungen–insbesondere im Schlaf- und Kinderzimmer. Es beginnt mit der ersten Kälteperiode. Wir heizen durchgehend alle Räume und können uns das nicht erklären. Was ist zu tun? Müssen wir die ganze Fassade dämmen, oder genügen einzelne Teilflächen, wie die Tordurchfahrt?
Was steht im Gesetz?
Dämmmaßnahmen an Gebäuden dieser Baujahre sind sinnvoll, wenngleich nicht immer wirtschaftlich: Es dauert sehr lange, bis Sie die Investition über ersparte Heizkosten verdient haben! Die Behaglichkeit in den Räumen verbessert sich unmittelbar, hinsichtlich der Schimmelfreiheit bedarf es jedoch einiger Überlegungen. Die alten Außenwände bestehen aus Vollsteinen ohne Dämmung, die Fenster waren ebenso schlecht: Einfach- oder Verbundfenster mit noch schlechterer Dämmung. Eisblumen an den Scheiben waren die Regel, Tauwasser wurde klaglos abgewischt. Die Dämmvorschriften ab den 1980er Jahren führten zu deutlich besseren Fenstern, die kostengünstig eingebaut wurden: Isolierglasfenster mit Dämmwerten doppelt so gut wie die ungedämmten Wände. So wurde damals und auch heute noch saniert: neue Fenster, alte Fassade. Das Scheibenkondensat trat nicht mehr auf, dafür begann es in den Ecken der Außenwände und hinter den Regalen zu schimmeln. Die Wand ist nun die Fläche der schlechtesten Dämmung, ein zu feuchtes (oder zu kaltes) Raumklima führt dort, statt an den ehemals schlechten Fenstern zum Kondensatausfall. Ein Regal oder ein gefüllter Kleiderschrank ist eine bessere Dämmung als die Außenwand. Der Wärmeabfall zwischen innen warm und außen kalt findet in den Pullovern statt: Kondensat fällt dort aus. Die Folge: Muffige Wäsche, verschimmelte Bücher. Dazu muss draußen kein Frost herrschen, ein paar Tage mit 5⁰ reichen aus.
Und wie stehen Sie dazu?
Dämmung alleine heizt nicht! Die Radiatoren müssen dort aufgestellt werden, wo die kalte Luft hineinfällt (unter dem Fenster) oder es von außen kalt ist (an den kalten Außenwänden). Diese Temperierung hält die Innenoberflächen schimmelfrei. Sind die Fassaden nicht gedämmt, bedeutet eine schimmelfreie Wohnung einen unmittelbaren Eingriff in die Möblierung: kein Sofa, kein Bett und kein Kleiderschrank an die Außenwände! Lassen Sie die Warmluftströmung der Heizung an die kalten Außenseiten der Wohnung! Keine Heizung an Innenwände, möglichst keine bodentiefen Gardinen! Manchmal hilft es, eine Heizungsrohranbindung am Sockel entlang der Außenwand zu ziehen – dann können Sie davor möblieren. Natürlich heizt ein Radiator nur, wenn er angeschaltet ist: Zeitschaltuhren oder „Wlan-Fern-Aus“ sind nicht hilfreich.
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