Erschienen im März 2022 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
Wir bauen derzeit unser Haus aus den 1970er Jahren gründlich um, und möchten aber die großen Holzfenster behalten. Nachdem wir den Putz außen und teilweise auch innen abgenommen haben, können wird durch die Fensterfugen nach draußen schauen – etwas zusammen geknülltes Papier und Mörtelreste, sonst nichts. So baut man doch heute nicht mehr ! Müssen wird diese umlaufenden Fugen neu machen? Unser Architekt hat es uns dringend empfohlen. Außen kommt eine neue Dämmung drauf, da sind wir der Meinung, diesen Aufwand können wir uns sparen. Was meinen Sie?
Was steht im Gesetz?
Eine umfassende Sanierung eines Hauses aus der Zeit vor der ersten Ölkrise ist eine Mammutaufgabe! Damals gab es praktisch keine Wärmeschutzanforderungen, Heizöl war so billig, dass warme Raumluft in großen Mengen herausgelüftet wurde oder durch nicht richtig verschlossene Fugen entweichen konnte. Unsere heutigen Anforderungen an dichte Gebäude verhindert diese Energieverschwendung, hat jedoch eine vermehrte Schimmelbildung zur Folge: Der Austausch der feuchten Raumluft muss gezielt und ggf. durch Abluftsysteme erfolgen. Fugen, Ritzen und sonstige Undichtigkeiten müssen vermieden werden, da die Außenbauteile an diesen Stellen unterkühlen und zur Feuchteablagerung neigen. Die heutigen Bauvorschriften nehmen dies auf und fordern weiterstgehend dichte Gebäude und Bauteilanschlüsse. Die Fensterfugen werden innen luftdicht und außen schlagregendicht verschlossen. Von außen darf der Wind den Regen nicht in das Mauerwerk treiben – der Übergang zum Fensterrahmen muss sorgfältig verschlossen werden. Die innere Dichtigkeit verhindert, dass feuchte Raumluft nach außen dringt und dabei in der Fuge abkühlt. Dies würde zu Feuchteausfall, zu Kondensation führen und die Fuge, das Fenster und das Mauerwerk durchfeuchten – es kommt letztlich zur Schimmelbildung. Hier werden Folien vorgeklebt, die dann überputzt werden. Die sorgfältige Ausführung ist wichtig, denn auch kleine Fehlstellen führen zum Durchströmen der Luft.
Und wie stehen Sie dazu?
Eine gründliche Sanierung muss gut geplant werden. Weder kommen Sie später an den Außen- noch an den Innenputz ran. Räumen Sie diese Fensterfugen gründlich aus, dämmen Sie diese Bereiche und dichten Sie von innen und außen sorgfältig ab. Schließen Sie auch ausgebrochenes Mauerwerk in den Fugen. Die alten Fenster sind die schlechteste Dämmung der Gebäudehülle – und müssen es bleiben. Wenn sich Feuchtigkeit an den Außenbereichen niederschlägt, soll diese sichtbar an den Fenstern auftreten und nicht die Wand durchfeuchten. Dort kommt es sonst nach ein paar kalten Tagen zur Schimmelbildung. Weiterhin vermindern sie deutlich die Wärmeverluste durch Konvektion. Sie können dies durch einen Luftdichtigkeitstest (blower-door) kontrollieren, und haben so die Gewissheit, alles richtig gemacht zu haben.
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