Erschienen im November 2023 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
An unserer Wohnanlage aus den 1960er Jahren sind die ziegelgedeckten Steildächer bereits in die Jahre gekommen. Es wird überlegt, ob hier eine grundlegende Sanierung mit Neudeckung erforderlich oder sinnvoll ist. Ab und an fallen bei Sturm insbesondere Firstziegel herab und bleiben in den Schneefanggittern hängen. Unter den Ziegeln gibt es keine Unterspannbahn, an manchen Ziegeln kann man vom Dachboden aus durchschauen – der Mörtel ist dort ausgebrochen. Ist hier eine Kompletterneuerung erforderlich oder sinnvoll?
Was steht im Gesetz?
Dachziegel haben eine sehr lange Lebensdauer und erhalten auch ihre Funktion bei. Sie lösen sich nicht auf oder verschleißen durch die Witterung. Bei Dächern aus dieser Zeit war es nicht üblich, raumseitig unter der Deckung Bahnen oder Folien einzuziehen – weder gab es die entsprechenden Materialien, noch war es bei dem als Wäscheboden genutzten Raum erforderlich, jeglichen Regen- oder Schneeeintrieb zu vermeiden. Der Mörtelverstrich zwischen den Ziegeln sollte hier etwas helfen, eine Notwendigkeit an eine wirksame Dichtigkeit gab es nicht. Gelegentliches Eintreiben von Feuchtigkeit kann i.d.R. schadenfrei wieder abtrocknen, die Dachböden sind gut durchlüftet. Die eigentliche Dauerhaftigkeit des Daches – der Dacheindeckung – wird jedoch von der Verklammerung bestimmt. Die Ziegel sind an den Dachlatten mit kleinen Stahlklammern zusätzlich befestigt. Fehlen diese „Sturm“klammern, ist der ausreichende Halt der Ziegel nicht mehr gegeben. Das eigentliche Problem ist hier der nicht rostfreie Stahl, der damals verwendet wurde. Hohe Feuchtigkeit im Dachboden kann diese Klammern zersetzen, bei Sturm fallen dann diese Ziegel – meist ganze Flächen – herab: Die Sicherheit ist nicht mehr gegeben. Die Firstziegel wurden nicht verklammert, hier erfolgte die Befestigung als Vermörtelung. Diese ist der Verwitterung besonders ausgesetzt, insofern erstaunt es nicht, dass gerade hier die ersten Schäden sichtbar werden.
Und wie stehen Sie dazu?
Sie werden um eine Untersuchung des Daches nicht herum kommen: Lassen Sie Ziegel und Qualität der Verklammerung prüfen. Sind die Ziegel ausgebrochen, sind insbesondere die Nasen, die auf den Dachlatten liegen, noch intakt? Ist die Verklammerung korrodiert oder noch tragfähig? Insbesondere sind die Firstziegel zu prüfen: Diese wurden seinerzeit nur vermörtelt, daher entstehen hier zuerst Schäden – sie lösen sich. Diese können – und sollten – nachbefestigt werden. Der Mörtelverstrich um deng Regen- und Schneeeintrag zu reduzieren, kann nachgebessert werden, je nachdem, ob es störend ist. Da die kalten Dachböden gut durchlüftet sind, ist die Korrosionsgefahr für die Verklammerungen nicht sehr hoch und eingetragene Feuchtigkeit wird herausgelüftet – diese Kaltdachkonstruktion ist robust und dauerhaft!
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.