Erschienen im Juni 2022 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
Die Terrasse über unserem Wohnzimmer ist nun zum wiederholten Mal sanierungsbedürftig. Die Fliesen lösen sich nach nur 5 Jahren schon wieder ab, auch haben wir Sorge, dass dadurch die Abdichtung beschädigt wird und es zu größeren Schäden kommt. Die Fliesen liegen lose, die graue Klebemasse hat sich aufgelöst und ist ganz weich. Seinerzeit wurde der ganze Aufbau bis zur Abdichtung neu gemacht, ein Estrich aufgebracht und dann die Fliesen verklebt. Wir wollen weiterhin Fliesen haben, keine Holzbretter. Was ist hier zu beachten, was wurde falsch gemacht?
Was steht im Gesetz?
Fliesen wurden früher gerne im Außenbereich, auf Balkonen und Terrassen verlegt. Jahrzehntelang war das kaum schadensträchtig. Lag mal eine Platte lose, wurde sie wieder neu verlegt. Dann kamen neue Materialien auf den Markt: spezielle Fliesenkleber, folienartige Verbundabdichtungen und Entkopplungsmatten. Diese speziell für den Innenbereich gedachten Verlegearten eignen sich jedoch nicht für außen: Niederschlag durchfeuchtet den Kleber, Frost führt zu Absprengungen. Hier sind neue Überlegungen erforderlich – oder man muss wie früher bauen. Früher wurden Fliesen vollflächig in dickem Zementmörtel verlegt, der einerseits wasserresistent war und andererseits ausreichenden Porenraum aufwies, um Frostabsprengungen zu verhindern. Bei den neuen Bauarten sind die Dünnbettkleber nicht wasserfest, sie verseifen bei Stauwasser. Es muss also eine Entwässerung der Fliesenrückseite erfolgen – eine Drainmatte oder ein drainfähiger Estrich. Keinesfalls darf hier eine Abdichtung direkt unter dem Kleber angeordnet werden. Ebenso sind Entkopplungsmatten, die gerne im Innenbereich eingesetzt werden, hier schadensträchtig: Sie dichten ab und verhindern dadurch, dass der Dünnbettkleber nach Niederschlag austrocknet. Im Winter friert der Untergrund auf und im Frühjahr liegen die Fliesen hohl. Diesbezügliche Hinweise aus der DIN 18157 stammen noch aus der Ausgabe von 1979, wurden aber nur selten gelesen, oder umgesetzt.
Und wie stehen Sie dazu?
Balkon- und Terrassenbeläge aus Holz sind oft eine einfache und preisgünstige Alternative zu einem aufwendigen Fliesenbelag. Bei den Brettern läuft der Niederschlag sichtbar durch die Fugen auf die Abdichtung. Bei einem Fliesenbelag geschieht Gleiches, nur nicht so offensichtlich: Die Fugen sind nicht dicht, das Wasser muss ebenso schnell auf die tiefer liegende Abdichtung geführt werden. Das erfolgt durch eine Drainmatte und ggf. einen drainagefähigen Estrich: einen Einkornestrich mit nur einer Korngröße, der ausreichend große Poren besitzt, Wasser nach unten abzuleiten. Nehmen Sie also den Aufbau bis zur Abdichtung vorsichtig ab, überprüfen Sie deren Dichtigkeit durch einen Wassertest und bauen Sie anschließend nach den o.a. Hinweisen auf. Der Handwerker mag einen Blick in die o.a. Norm werfen!
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