Putzsanierung: Vorschäden beachten!
erschienen im Juni 2014 auf IBR-Online
Einleitung
Dringt Feuchtigkeit in ein Bauteil ein, werden aus den mineralischen Bauteilen (Putz, Mörtel…) Salze heraus gelöst, die dann an die Oberfläche des Bauteils wandern. Trocknet das Bauteil aus, kristallisieren diese Salze an der Oberfläche, es kommt zu Ausblühungen und auch Putzabplatzungen. Diese Schäden kennt man vor allem aus dem Sockelbereich.
Auch auf senkrechten Flächen kann es zu Ausblühungen kommen, z.B. durch eindringende Feuchtigkeit infolge von mangelhafter Abdichtung, oder durch Schlagregen bei zu geringer Putzstärke. Die Feuchtigkeit wird vom Putz aufgesaugt, nach Trocknung bilden sich an der Bauteiloberfläche Ausblühungen.
Schaden I
Bei einer großen Wohnanlage mit vielen gleichen Townhäusern wurde eine WDVS-Putzfassade saniert: Der Putz wies Ausblühungen und starke Durchfeuchtung auf. Aus dem über den oberhalb der Fassade liegenden Balkon war Feuchtigkeit über die sehr geringe Brüstungsaufkantung in den Putz eingedrungen, es kam zu Ausblühungen und Putzablösungen.
Der ursprüngliche Aufbau des Balkons bestand aus einer 2 lagigen Bitumenbahnabdichtung, die als Wanne ausgebildet, über die Brüstungsaufkantung und über das WDVS der Fassade geführt war. Darauf waren im ca.4 cm dicken Mörtelbett Granitplatten als Brüstungsplatten aufgelegt. Die Fassade besteht aus 17,5 cm KS- Mauerwerk und ca. 15 cm Polystyrol-WDVS. Der Putz wurde als dünne mineralische Oberschicht (ca. 2-3 mm) auf zementgebundener Armierungsschicht aufgebracht. Die Stirnseite wurde mit einem Gesimsband aus geschäumten mineralischen Granulat abgedeckt (s. Abb. 2).
Niederschlag konnte über die Fugen zwischen den Granitplatten eindringen, gelangte durch das Mörtelbett auf die Abdichtung und durchfeuchtete den Putz hinter und unter dem Gesimsband.
Sanierung I
Aus optischen Gründen durfte die Gestaltung der Fassade nicht verändert werden. Das Sanierungskonzept sah deshalb eine ergänzende Abdichtung des Balkonrands zwischen Mörtelbett und Granitplatten mit Flüssigkunststoff vor, sowie anschließend die Überarbeitung der Fassade: Die Granitplatten der Balkonbrüstung wurden entfernt, das ca. 4 cm dicke Mörtelbett und das Gesimsband sowie die Geländerfüße wurden mit Vlies überdeckt und mit Flüssigkunststoff abgedichtet. Die Fugen zwischen den Granitplatten wurden mit wasserundurchlässigem Mörtel verfugt.
Danach wurde der lose und ausgeblühte Putz an der Fassade abgekratzt, die Struktur mit Reparaturmörtel nachmodelliert, anschließend grundiert und die Fassade deckend mit einem diffusionsoffenen Anstrich gestrichen.
Schaden II
Nach einem Vierteljahr traten gleiche Schäden an den gleichen Stellen wieder auf. Es kam wiederum zu Ausblühungen und Absprengungen der Farb- und Putzschicht. Feuchtemessungen an der Fassade ergaben trockene Werte auf dem Putz und unterhalb des Gesimsbandes.
Das Sanierungskonzept wurde in Zweifel gezogen, es bestand insbesondere die Sorge, dass die neue Abdichtung unter den bereits schon einmal abgenommenen Granitplatten fehlerhaft war. Eindeutige Feuchtemessungen vor Ort in Abhängigkeit von aufgetretenem Niederschlag waren nicht möglich. Andererseits bestand die Vermutung, dass der Untergrund zwar trocken, aber noch versalzen war.
Sanierung II
Um Klarheit zu bekommen, wurden an den Schadstellen Putzproben entnommen und mittels Ionenchromatographie labortechnisch untersucht: Der Gehalt an wasserlöslichen Sulfatsalzen betrug 0,8 Gew.% im Oberputz, in der Armierungsschicht noch 0,15%. Der Putz war trocken, die Abdichtung der Sanierung funktionsfähig. Bei der ersten Sanierung wurde der Putz nur oberflächig abgebürstet und optisch vorbereitet. Es hätte erkannt werden können (müssen!), dass die Salzbildung an der Oberfläche aus dem Untergrund (hier: Armierungsputz) kommt. Wird dieser nicht auch erneuert, treten die gleiche Ausblühungen durch Kristallisation immer wieder auf. Als Sanierungsmaßnahme wurde nun der gesamte salzhaltige Ober- und Unterputz mechanisch bis auf die Armierungsschicht abgeschliffen. Der Putz wieder aufgebaut und danach mit einem diffusionsoffenen Anstrich versehen.
Fazit
Salzausblühungen deuten immer auf massive Schäden aus dem Untergrund hin. Eine Sanierungvorbereitung durch Abbürsten oder Abkratzen genügt i.d.R. nicht. Oftmals ist eine umfassende Prüfung des Untergrunds, wie in VOB/C beschrieben, unumgänglich. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit der Schadensursache. Nur so ist die Sanierung der Sanierung vermeidbar.
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