Fliesen auf Verbundabdichtungen – vollflächig verkleben!
Veröffentlicht auf IBR Online im März 2020
Problemfall
Die Bäder einer gerade fertig gestellten Hotelanlage wurden gefliest mit bodengleichen Duschen ausgeführt. Die Duschen liegen in den recht engen Bädern durch eine Trockenbauwand getrennt, mit Gefälle zur Rinne. Zum Flur ist eine wannenförmige Absenkung der Verbundabdichtung (AIV) ausgebildet.
Ein paar Wochen nach Inbetriebnahme zeigten sich in mehreren Bädern dunkle Verfugungen und weiße Ausblühungen, sowohl in den Duschen, als auch in den Zugangsbereichen, Bilder 1, 2). An den Trockenbautrennwänden zog Feuchtigkeit hoch und führte dort zu Abblätterungen, Bild 3.
Die Duschen selbst waren augenscheinlich dicht, weder kam es im Haus zu Durchfeuchtungen, noch zum Aufquellen des Parketts in den Fluren.
Zur Verbundabdichtung
Die Verbundabdichtung als gestrichene Beschichtung oder Folie liegt tatsächlich nicht „im Verbund“ mit den Fliesen (der Fliesenkleber stellt eine Schutzschicht dar), hat aber die Besonderheit, dass auf dieser Abdichtung planmäßig kein Wasser fließt. Daher wird diese Abdichtungsebene auch nicht entwässert, wie es DIN 18534/1 unter 6.4 -Entwässerung- beschreibt: „Auf die Entwässerung der Abdichtungsschicht kann verzichtet werden, sofern diese nicht wasserführend ist.“ Zweistufige Entwässerungen werden daher in den Bädern auch nicht ausgeführt. Diese Abdichtungsebene wird nicht entwässert.
Zur Fliesenverlegung
Darf gemäß der Konstruktionsphilosophie der Verbundabdichtung kein Wasser auf dieser Ebene „stehen oder laufen“, müssen entweder die Fugen abgedichtet werden oder die Fliesen sind vollflächig zu verlegen. Nur dann gelangt kein Wasser unter die Fliesen (Fugen dicht) oder die dort eingedrungene Feuchtigkeit kann sich nicht verteilen (Fliesenbett dicht). Zur Fugendichtung liegen zahlreiche Produkte mit kunststoffmodifizierten Füllern vor, die allerdings keine Abdichtung darstellen und auch nicht dicht sind.
Zur Fliesenverlegung gibt die DIN 18157 – bereits seit der Ausgabe 1979 – den Hinweis, dass in
„stark nass-belasteten Flächen, … die eine weitgehend vollflächige Bettung des keramischen Bekleidungsstoffes erfordern, das beidseitige Auftragen (des Fliesenklebers, M. Pu) anzuwenden ist.[1]“
Damit wird eine möglichst hohlraumfreie Verlegung – ein dichtes Fliesenbett erreicht.
[1] Ausgabe 2017, Pkt. 7.4.2
Schadensursache
Nach dem Herausnehmen der Fliesen war die Ursache klar: die Verklebung erfolgte mangelhaft. Weder wurde beim floating- Verfahren (Kleberauftrag auf dem Untergrund) die Fläche vollständig ausgefüllt (Bild 4), noch gab es beim Verlegen der Fliesen einen satten Verbund der Kleberflächen (Bild 5) – (dazwischen lag vielleicht eine Kaffeepause).
So kann eine Abdichtung im Verbund nicht funktionieren! Durch die Fugen eindringendes Wasser steht auf der Abdichtung, breitet sich aus und zieht bei ausreichend hohem „Wasserstand“ über die gesamte Fliesenfläche in den weiter entfernten Fugen hoch. So gelangt es auch zur Trockenbauwand, dort liegt offenbar noch eine Fehlstelle der AIV vor. Diese Art der „aufgeständerten“ Fliesenverlegung verlangt nun eine eigene Entwässerung: Das Prinzip, dass auf der AIV kein Wasser „fließt“, kann nur erreicht werden, wenn eine nahezu hohlraumfreie Verklebung das Unterwandern von eindringendem Wasser verhindert.
Ausflug: Duschrinnen – Sekundärentwässerung erforderlich?
Aus der Konstruktionsidee, dass auf der Verbundabdichtung kein Wasser fließt, ist diese Ebene auch nicht zu entwässern. Die Idee in Bild 6, wo durch das nachträgliche Einsägen von Schlitzen in die Randaufkantung eine Sekundärentwässerung geschaffen wurde, konterkariert jedoch die Entwurfsphilosophie: Wenn dort Wasser ablaufen soll, dann müssen die Fliesen dort aufgeständert verlegt werden. Auch am Übergang der Rinne zu den Fliesen dringt nur wenig Duschwasser ein, wenn die Fliesen weitestgehend hohlraumfrei verlegt werden. Dieses trocknet anschließend schadenfrei aus. Würde zugelassen werden, dass unter den Fliesen Wasser läuft, ist dies im Innenbereich immer hygienisch bedenklich, da es sich um verseiftes Duschwasser handelt.
Sanierung, Schlussfolgerung
Die Sanierung systematischer Fehler ist teuer. Sämtliche Duschen wurden neu gefliest, zuvor mussten die Verbundabdichtungen sorgfältig überarbeitet werden.
Die Planung hatte hier keinen Einfluss auf den entstandenen Mangel, die Bauüberwachung muss auch bei diesen einfachen Tätigkeiten zum richtigen Zeitpunkt aufpassen und diese fehlerhafte Ausführung bemerken!
Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass es für alle am Bau Beteiligten hilfreich wäre, trotz der Regelungsflut eindeutige Hinweise für die Notwendigkeit der hohlraumfreien Verlegung der Bodenfliesen in bodengleichen Duschen auf Verbundabdichtungen aufzunehmen.
Manfred Puche, Berlin
Literatur:
- DIN 18157 Ausführung von Bekleidungen und Belägen im Dünnbettverfahren, Ausgabe 04/ 2017
- ZDB Merkblatt Abdichtungen im Verbund, Ausgabe 08/ 2019 Link
- Niemer, E.-U.: Praxishandbuch Fliesen, 2003
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