Einleitung
Eine immer wieder auftretende Fragestellung bei Altbauten betrifft feuchte Keller. Die Bewohner wünschen sich ein Raumklima, bei dem auch Möbel abgestellt werden können, Bauträger möchten die Sanierung der Keller am liebsten
außen vor lassen. Aber auch wenn Abdichtungsmaßnahmen durchgeführt wurden, ist der Erfolg zunächst ungewiss. Für die Bewohner bleibt in jedem Fall die bange Frage, wie die Keller denn nun genutzt werden können und ob das versprochene Bausoll erreicht wurde. Die meisten Maßnahmen, die oftmals viel Geld kosten, sind überflüssig, suggerieren aber einen trockenen Keller. Andere Maßnahmen kosten fast nichts, fordern aber alle auf mitzudenken und mitzuhandeln.
Ausgangssituation
In Baubeschreibungen von Altbausanierungen werden Kellerabdichtungen mit Horizontalsperren und Außenwandabdichtungen jeglicher Bauart und in allen denkbaren Minimalmaßnahmen beschrieben. Optisch wird für das Kellermauerwerk „mit Pinselputz überarbeitet“, „Farbanstrich weiß“ oder „gesäubert, unverputzt“ angegeben.
Die Keller waren, der Bauzeit geschuldet, immer feucht; als Kohlenlager geplant und bislang als eher minderwertige Abstellräume genutzt. Mit der Gebäudesanierung wächst der Wunsch nach trockenen Kellern, in jedem Fall sollen sie optisch ansprechend sein. So kommt es zu den Versprechungen in den Baubeschreibungen.
Bei Altbauten wurden die Keller in der Höhenlage in der Regel so angeordnet, dass das Grundwasser oder der gespannte Wasserstand unterhalb der Kellersohle liegt. Dies ist auch heute noch an herausgehobenen Kellern zu beobachten, die ganze Straßenzüge prägen. Die Keller wurden dadurch nicht trocken, es stand jedenfalls nicht planmäßig Wasser auf der gestampften Sohle.
Wirkung der Abdichtung
Die Kellerwände mit gebrannten Vollziegeln sind als kapillar aktives Mauerwerk in der Lage, die Bodenfeuchtigkeit hochzusaugen. Dies wird einerseits durch Putzschichten unterstützt und andererseits durch Mörtelfugen gebremst. Eine bauzeitlich aufgebrachte außenseitige Abdichtung aus Teeranstrich ist längst unwirksam. Die Wirkung von Abdichtungen beruht grundsätzlich darin, dass von außen weniger Wasser eindringt als nach innen abgegeben werden kann. Ist es erforderlich, dass die Wandoberfläche innenseitig völlig trocken bleibt, muss die außen liegende Abdichtung so dicht sein, dass keine Feuchtigkeit eindringt. Kann und darf innenseitig Feuchtigkeit aus der Wandoberfläche verdunsten, wären geringere Anforderungen an die Außenabdichtung zu akzeptieren. Hierbei stellt sich dann auch ein Gleichgewicht der möglichen kapillaren Saughöhe in den Wänden ein.
Dichter Altbaukeller – warum?
Ein Altbaukeller kann nur durch das Einziehen einer innenseitigen Abdichtung zuverlässig abgedichtet werden. Der Aufwand ist immens und lohnt nur in den besonderen Fällen einer tatsächlich hochwertigen Nutzung der Räume. Insbesondere können Sohle und Übergang zu den Wänden nur mit großem Aufwand abgedichtet werden. Es bleibt also beim Eindiffundieren von Feuchtigkeit aus dem Untergrund. Bei den gewöhnlichen Verwendungen – Altbaukeller als Lager und Abstellraum – werden keine vollkommen trockenen Räume benötigt. Da ohnehin über die Kellersohle Feuchtigkeit eindringt, ist es nicht erforderlich, eine Verdunstung über die Wände vollständig auszuschließen. Allerdings muss die Verdunstung über die Sohle und die Wandflächen nach innen sichergestellt sein!
Lüftung statt Abdichtung?
Die planmäßig nach innen verdunstende Feuchtigkeit muss aus den Kellerräumen abgeführt werden. Hierzu reichen in der Regel die vorhandenen Kellerfenster nicht aus, zumal häufig keine Querlüftung vorhanden ist. Es sind also folgende Maßnahmen erforderlich: Herstellen ausreichender Fenster/Lüftungsöffnungen, Gewährleistung der Querlüftung, Kellerverschläge müssen als Gitterkonstruktion die Durchlüftung erlauben. Hilfreich können kleine mechanische Lüfter sein, die zeitgesteuert die Luftströmung unterstützen.
Wandflächen roh belassen!
Das größte Problem bei der Gewährleistung der ausreichenden Verdunstung aus den Umfassungsflächen stellen die Außenwände dar. Putze und Farbbeschichtungen verhindern zunächst die Verdunstung und blättern in der Folge ab (Bild 2). So wird die Feuchtigkeit, „der nasse Keller“, für alle sichtbar, es bedarf kaum noch einer weitergehenden Mängelbehauptung. Auch für den Fall einer umfassenden Sanierung der Außenabdichtung, gegebenenfalls mit Unterstützung durch eine Horizontalsperre, muss die im Mauerwerk gespeicherte Feuchtigkeit austrocknen – dazu bleibt nur der Weg innen! In einer 50 cm dicken Vollziegelwand können es 20 Liter sein, die austrocknen müssen. Bis die Trocknung die Wandtiefe erreicht, dauert es Jahre, während derer die Oberfläche feucht bleibt, obwohl keine Undichtigkeit vorliegt.
Auch in diesem Fall sollten die Wandoberflächen weder verputzt noch gestrichen werden: Die abblätternden Beschichtungen suggerieren, dass die Sanierung wohl nicht erfolgreich war! Es ist also festzustellen, dass sich für den Nutzer erst Jahre nach einer Sanierung der Abdichtung der Erfolg einstellen wird: eine trockene Wand, die nicht mehr austrocknet.
Nutzeranforderungen
Auch nach einer Abdichtungssanierung bleiben die Wände über lange Zeit feucht, Putz und Beschichtung stören die Austrocknung, werden durchfeuchtet und bröckeln ab. Werden in der Baubeschreibung keine unhaltbaren Versprechungen zu „trockenen Kellern“ gemacht, genügen bei Altbauten nur mäßige Maßnahmen der Abdichtungsertüchtigung, wenn das Gesamtkonzept umgesetzt wird: Die Kellerlüftung unterstützt die fehlende umfassende Abdichtungserneuerung. Den Nutzern muss jedoch klar gemacht werden, dass das roh belassene Mauerwerk keinen Minderwert darstellt und dass Kartons nicht bis an die Wände gestellt werden dürfen. Dies sollte ohnehin klar sein, stellt sich aber auch bei einer umfassenden Sanierung für die ersten Jahre nicht anders dar.
Erschienen als Sachverständigenbericht von Prof. Dr.-Ing. Manfred Puche, ö.b.u.v. Sachverständiger, Berlin, IBR 2015, 57
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.