Erschienen im September 2023 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
Unsere Dachterrasse ist mit Betonplatten belegt, um einen ebenen Übergang aus dem Wohnraum zu erreichen. Nach der Übergabe der Wohnung haben sich dunkle runde Flecken auf den Platten gebildet, die auch nach längeren Trockenphasen nicht wieder verschwinden. Es ist unschön, offensichtlich Feuchtigkeit, die sich aus dem Untergrund hochzieht. Wir haben den Bauleiter darauf angesprochen, der sagte, die Plattenverlegung auf Splitt sei normal, es würde eben etwas dauern, bis der Untergrund austrockne. Das sehen wir leider nicht so – was können wir hier machen?
Was steht im Gesetz?
Beläge auf Terrassen oder Balkonen sind wie bei einem Flachdach zu betrachten: Regen und Schnee fallen direkt drauf und beanspruchen die Oberflächen. Während beim Dach der Regen unmittelbar auf die Abdichtung trifft, gelangt hier der Niederschlag zunächst auf den Oberbelag: Fliesen, Platten oder Holzdielen. Die Abdichtungsebene liegt unter den Belägen – das Wasser muss abgeführt werden – also durch den Belag hindurch laufen können. Bei Holzbelägen ist es einfach: sie sind aufgeständert, Wasser läuft durch die Fugen direkt auf die Abdichtung und von dort ab. Sind Fliesen im Mörtelbett oder Platten auf Splitt verlegt, fehlt die Wasser ableitende Ebene auf der Abdichtung. Die Folge ist ein Rückstau im Belagsaufbau. Der Untergrund trocknet nicht aus. Das Mörtelbett der Fliesen löst sich mit der Zeit auf, im Splitt- Untergrund sammeln sich zudem organische Rückstände (Blüten, Blätter) – die ungenügende Versickerungsfähigkeit verschlechtert sich weiter. Die zumeist großen Fliesen oder Platten können nur über die Fugen austrocknen, die Mitte bleibt dauerhaft feucht. Dieses Phänomen ist nicht neu, schon die Abdichtungsnorm aus dem Jahr 2000 verlangte den Einbau einer Drainmatte unter Belägen, wenn „Schäden zu erwarten sind“. Dadurch wird eine flächige Entwässerungsebene geschaffen, die die Unterseiten der Platten oder Fliesen entwässert, diese können abtrocknen und das Wasser wird auf der Abdichtung abgeführt.
Und wie stehen Sie dazu?
Betonplatten müssen aufgeständert oder auf einer Drainagematte verlegt werden, jedenfalls nach Niederschlägen rückseitig abtrocknen können. In Ihrem Fall ist zwar der Splitt kapillarbrechend, d.h. er zieht kein Wasser hoch, kann jedoch nicht nach unten abtrocknen. Dies wird häufig missachtet – im Glauben, Wasser läuft im Splittbett horizontal weg. Dieser Irrtum ist leider nur schwer auszuräumen, wird aber klar, wenn man nach kurzer Zeit die zugewachsenen Fugen sieht: dort hat sich ein Wachstumsboden aus organischen Schwebestoffen gebildet – eine Wasserableitung findet nicht mehr statt. Verweisen Sie ihren Bauleiter auf diese Zusammenhänge, er muss eine Drainmatte unter die Splittpackung legen, sonst wird das Schadensbild immer größer und der Abfluss auf der Terrasse kommt schließlich zum Stillstand.
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