Brüstungen und Abdeckungen Wasser – statt regendicht!
Veröffentlicht auf IBR Online im Februar 2021
Problemfall
Brüstungsabdeckungen sind häufig optischer Ausdruck von Hochwertigkeit – edle Materialien decken die dort endende aufgehende Fassade ab.
Funktional müssen diese Abdeckungen die darunter befindlichen Baustoffe schützen, oftmals WDVS oder sonstige vorgehängte empfindliche Dämmungen.
Nur bei Mauerwerk (und Beton) sind Abdeckungen nicht zwingend erforderlich – die eindringende Feuchtigkeit trocknet wieder aus: Diese Konstruktionsart ist jedoch nicht wartungsfrei – Ausblühungen oder leichte Vermoosung sind nach einiger Zeit unvermeidbar.
Sind die Abdeckungen nicht dicht, kommt es zu Schäden, die nicht auf den ersten Blick mangelhaften Abdeckungen zuzuordnen sind: Abplatzender Putz, Kalkläufer an tiefer liegenden Fensterleibungen oder Durchfeuchtungen an Fensterstürzen (Bilder 1-3)
Anforderungen an Abdeckungen
Die obere Schicht schützt die untere, das Dach muss für die trockenen Räume darunter sorgen.
In diesem Sinne bestimmt das WDVS der aufgehenden Fassade (Brüstung) die erforderliche Abdichtungsqualität der Brüstungsabdeckung:
- Für Mauerwerk wurde in der DIN 1053 aufgenommen, dass Brüstungen durch geeignete Maßnahmen (z.B. Abdeckungen) so auszubilden sind, dass „Wasser nicht eindringen kann“
- Für WDVS fordert die DIN 55 699 unter 5.3.2 „dichte Anschlüsse“ und „z.B. eine zweite Dichtungsebene“ für die Abdeckungen
WDVS kann als Fassadenputz Schlagregen widerstehen, gegen Feuchtigkeit senkrecht zur Putzfläche ist das Dämmsystem jedoch hochempfindlich.
Die Sockel- Problematik, wenn der Oberputz in das feuchte Erdreich einbindet und die Nässe kapillar hochsteigt, zeigt diese Empfindlichkeit auf: Auch dagegen hilft nur eine Abdichtung – und der zu schützende Oberputz bestimmt dessen Qualität – wasserdicht, z.B. eine Dichtschlämme.
Trifft Niederschlag von oben auf das WDVS, gelten die gleichen Regeln: es wird eine wasserdichte Abdeckung gefordert, damit es nicht zu Ausblühungen des Putzes oder zur Durchfeuchtung der Dämmung kommt.
Folglich müssen die gedämmten Brüstungen wasserdicht abgedeckt werden, damit im Untergrund (dem WDVS) keine Schäden auftreten. Eine nur regendichte Qualität reicht nicht aus, wie auch in DIN 55 699 eine „zweite Dichtungsebene“ beschrieben wird.
Ausführungen von Abdeckungen
Die Materialien für Brüstungsabdeckungen sind vielfältig, allerdings ist kein bauübliches Material wasserdicht, jedenfalls nicht an den Fugen, die zumindest aus thermischen Gründen eingebaut werden müssen. Sandstein (Bild 1) ist als Material wasserdurchlässig, Betonelemente (Bild 4) schwinden, reißen und sind dann undicht, bei Blechen sind die Verbindungen das Problem.
Natur-, Betonwerksteine und Betonplatten sind als Abdeckungen nur geeignet, wenn sie auf einer wasserdichten Unterlage montiert werden. Diese Platten sind damit lediglich optische Verkleidungen ohne eigene Abdichtungsfunktion.
Für Blechabdeckungen genügt der alleinige Blick in die Fachregeln für Metallarbeiten (unter „Abdeckungen“) nicht. Die dort aufgeführten Falze sind nicht wasserdicht. Unter 3.2.5: – Falzen wird die erreichbare Qualität beschrieben: „Sie stellen eine regensichere, aber keine wasserdichte Verbindung dar.“
Gleiches gilt für die standardisierten UDS- Verbinder: Sie stellen auch nur eine regensichere Verbindung dar. Durch die ausgebildeten Rillen läuft der Niederschlag planmäßig geführt ab. Dieses Konstruktionsprinzip wird bei den klempnermäßigen Verbindungen mit untergelegten Rillenblechen verwendet:
Für eine wasserdichte Verbindung werden diese Stoßbleche in Bitumenmasse eingebettet.
Typische Schäden
Ein typisches Schadensbild ergab sich bei einer 5- Jahresbegehung an den Fenster- und Gesimsblechen von zwei Stadtvillen.
Unterhalb der Verblechung zeigten sich Feuchteablagerungen, Verschmutzungen und bereichsweise auch gelbe Verfärbungen an den Balkonunterseiten. Nach Öffnen einiger Bleche war die Ursache klar: Weder waren die Bleche vollständig, d.h. wasserdicht verklebt, noch waren die handwerklich ausgebildeten Rillen an den Stößen in der Lage, Niederschlag bei der flachen Neigung sicher abzuleiten.
In der Folge durchfeuchtetet das WDVS von der Rückseite. Es bildeten sich Ablagerungen unmittelbar unter den Blechen und der Niederschlag drang in der Dämmebene weiter nach unten und dort aus, mit Verfärbungen und Kalkfahnen.
Sanierung
Eine fachgerechte Überarbeitung der Verblechung war praktisch nicht möglich. Weder der Bauträger, noch sein Klempner waren außergerichtlich bereit, eine Erneuerung der gesamten Verblechungen durchzuführen.
Im Ergebnis wurde das System umgestellt. Statt auf die Abdichtung (Bitumenkleber) unter der Verblechung zu setzen, wurde die Verblechung selbst als Wasser führende Schicht herangezogen. Damit mussten die Stöße wasserdicht ausgeführt werden.
Dies erfolgte mit Flüssigkunststoff (FLK) auf den Blechstößen. Das Vlies ist dabei problemlos in der Lage, die thermischen Verformungen aufzunehmen.
Über die jeweils 20 cm breiten „FLK-Klebestreifen“ wurden zur Abdeckung vorbewitterte abgekantete Bleche aufgeklebt, die die alte Optik wiederherstellten. Abdichtungsebene sind jetzt die Bleche selbst mit den nunmehr wasserdicht ausgeführten Fugen.
Hinweise
Mauerwerk und gedämmte Terrassenbrüstungen müssen so gegen Niederschlag geschützt werden, wie es die zu schützenden Materialien erfordern. Es gilt immer die Frage zu beantworten: Wieso muss ich hier „weniger gut abdichten“, als bei einem Dach). Dort schützen 2 Lagen Bitumenbahnen das Gebäude vor Durchfeuchtung. Kann ich unter Abdeckungen Schäden eher erlauben? Die aufgezeigten Beispiele zeigen dies gerade nicht – die Sanierung ist umfangreich, ggf. müssen Fassaden eingerüstet werden und in jedem Fall ist das ehemalige Abdichtungskonzept neu zu planen.
Eine mit WDVS verkleidete Brüstung muss wasserdicht von oben geschützt werden: DIN 55 699 spricht daher von einer „zweiten Dichtungsebene“, da die Abdeckungen nicht ausreichend dicht sind. Falze und unvermeidbare Fugen sind nicht dicht, auch nicht dauerhaft dicht ausführbar. Also muss eine wasserführende Dichtebene unter der Abdeckung verlegt werden: Ein Planungsthema, das hoffentlich bei der Ausführung nicht umgeworfen wird!
Manfred Puche, Berlin
Literatur:
[1] DIN 1053: Mauerwerk 11/ 1996
[2] DIN 55 699: Anwendung und Verarbeitung von WDVS 08/ 2017
[3] Deutsche Dachdeckerhandwerk: Fachregeln für Metallarbeiten
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