Erschienen im Mai 2021 im Tagesspiegel.
Was steht ins Haus?
Im frühen Vorfeld der Planung für unser eigenes Heim kommt es in der Familie zur Grundsatzdiskussion: Was soll es sein, ein Steil-oder Flachdach? Welche Dachform ist technisch einfacher umsetzbar und dauerhafter? Gibt es handwerkliche Vor-bzw. Nachteile? Welche Dachform ist weniger mangelanfällig? Können wir bei beiden Dachformen problemlos eine Solaranlage nachrüsten? Baurechtlich gibt es keine Vorgaben. Das Grundstück im Umland ist ausreichend groß, so dass wir mit dem vorhandenen Baufenster auskommen – wir können uns entwurfstechnisch austoben!
Was steht im Gesetz?
Vor Jahrzehnten wurden statt der Sanierung von Flachdächern neue Geschosse aufgesetzt und diese mit einem geneigten Dach gedeckt. Heute sind wir materialtechnisch weiter, so dass die Frage „flach oder steil“ anders diskutiert werden kann. Steildächer sind regendicht, Flachdächer wasserdicht. Die heutigen Materialien der Flachdächer sind zuverlässig und halten so lange wie Dachziegel. Die Dächer können problemlos sicher ausgeführt werden, Flachdächer werden regelmäßig zur Abnahme geflutet – und sind damit nachweislich dicht. Es kommen Bitumenbahnen oder Folien zum Einsatz, die Dämmung kann unter (Warmdach) oder auf die Abdichtung (Umkehrdach) gelegt werden. Im zweiten Fall ist die Abdichtung gegen die Witterung geschützt, eine robuste Variante. Gedeckte Steildächer benötigen zur Regensicherheit Unterdächer als Dämmung oder Bahnen, die eine „zweite Ebene“ darstellen. Die inneren Verkleidungen des gegliederten Dachs sind aufwendig – die Hinterströmung der inneren Luftdichtigkeitsschicht muss vermieden werden: sorgfältige Verklebung ist Pflicht! Wird ein leichtes Holzdach als Flachdach gewählt, treten ähnliche Schwierigkeiten bei der Bauausführung wie beim Steildach auf: Der Schichtenaufbau von der inneren Luftdichtigkeitsschicht über die Dämmung zur äußeren Abdichtung muss genau geplant, bei einer Dachbegrünung oder Solaranlage aufwendig berechnet werden, sonst besteht die Gefahr der Durchfeuchtung.
Und wie stehen Sie dazu?
Soll der Dachraum genutzt werden, ist es unter Holzdächern im Sommer heiß – egal, ob steil oder flach. Einen Wärmepuffer bietet ein massives (Flach)Dach oder der nicht genutzte Steildachbereich. Am schwierigsten sind flache Holzdächer. Es bieten sich dann flach geneigte Steildächer an, die nicht genutzt werden und als sommerliche Wärmebremse dienen. Die robustesten Dächer sind flach, massiv und als Umkehrdach konzipiert. Das traditionelle gedeckte Steildach bietet zusätzlichen (Abstell)Platz, ist handwerklich sicher und preisgünstig ausführbar. Solarelemente anzubringen, ist problemlos möglich, ebenso das spätere Einbringen von Dachflächenfenstern oder Gauben – das Haus kann „mitwachsen“. Hier kann es sich dann anbieten, zur Wärmepufferung im Sommer Mauerwerksplatten in der Dachebene einzubringen.
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