Nasse Wände – Feuchte Raumluft, oder..?

Nasse Wände – Feuchte Raumluft, oder..?

Erschienen im Oktober 2020 im Tagesspiegel.

Was steht ins Haus?

In unserer Erdgeschosswohnung löst sich in einer Ecke die Tapete ab. Hier gab es vor einiger Zeit schon einmal einen Wasserschaden, das Regenfallrohr an der Gebäudeecke war herausgerutscht, in der Folge kam es zu einem Wassereinbruch in den Keller. Unsere feuchte Ecke hatte ich der Hausverwaltung angezeigt, die jedoch meinte, ich solle hier selbst einen Gutachter beauftragen, da der seinerzeitige Wasserschaden behoben wurde. Wie kann ich denn feststellen, ob es sich um eine Folge des alten Schadens, oder tatsächlich um beginnende Schimmelbildung handelt?

Was steht im Gesetz?

Wände können durch eine fehlende Abdichtung durchnässen oder innenseitig durch zu hohe Raumluftfeuchte nass werden. In beiden Fällen ist das Gemeinschaftseigentum betroffen, d.h. es ist grundsätzlich die Hausverwaltung zuständig. Bei der Raumluftfeuchte ist allerdings zu untersuchen, ob das Gebäude fehlerhaft ist, es fehlt z.B. Dämmung oder ob die Bewohner zu wenig lüften. Dann ist die Ursache abgrenzbar und die Zuständigkeit liegt ggf. doch beim Bewohner. Das Schadensbild ist auf den ersten Blick erkennbar, die Tapete löst sich, der Bereich fühlt sich feucht an. Ohne weitere Messungen kann jedoch augenscheinlich unterschieden werden: Bei durchnässtem Mauerwerk nimmt das Wasser Salze auf, die gelöst sind. Diese Feuchtigkeit verteilt sich, steigt etwas auf und trocknet an der Oberfläche ab. Dabei kristallisiert das gelöste Salz aus und bildet einen weißen Krusten- Rand. Teilweise bildet sich ein weißer Kristall-Flaum. Dieses Salz ist unschädlich, bildet sich aber nur, wenn die Feuchtigkeit aus dem Bauteil selbst kommt, d.h. das Mauerwerk ist durchnässt. Raumluftfeuchte ist ein Oberflächenkondensat aus der Luft, es ist salzfrei und setzt sich auf die Tapete/ Putzoberfläche. Es dringt nur wenig in den Untergrund/ das Mauerwerk ein und löst keine Salze heraus. In beiden Fällen kann eine Tapete schimmeln, da sie als organisches Material eine ideale Nahrungsquelle für eine diesbezügliche Besiedelung ist.

Und wie stehen Sie dazu?

Nur Wasser oder Feuchtigkeit, die nicht schnell wieder abtrocknet, verursacht nach einiger Zeit sichtbare Schäden an der Wandoberfläche. Entweder werden Salze ausgelöst oder an der Oberfläche bilden Staub oder Tapete eine gute Nahrungsgrundlage für Schimmelpilze. Die dann ersichtlichen Schäden sind gelbe oder weiße Ränder bis zur Höhe der kapillar aufsteigenden Feuchtigkeit aus dem Untergrund oder schwarzer oberflächiger Schimmelbewuchs. Zu feuchten Mauern gehört i.d.R. als Schadensursache ein Abdichtungsproblem, das dem Gemeinschaftseigentum zuzuordnen ist. Hier ist also die Hausverwaltung zuständig. Die Ursache von Schimmelschäden kann beim Nutzer liegen: zu wenig gelüftet oder geheizt oder am Gebäude: ungenügende Dämmung. Dies kann sicher nur durch umfangreiche Untersuchungen festgestellt werden.