Erschienen am 25.03.2017 im Tagesspiegel unter dem Titel „Die sind doch nicht ganz dicht!“ in der Serie VIER IM RECHT
Was steht ins Haus?
Nach einigen Auseinandersetzungen mit unse25rem Vermieter muss er nun unsere Doppelkastenfenster überarbeiten. Die ersten Arbeiten wurden im Herbst durchgeführt. Der Tischler hat an den inneren Flügeln Dichtungen eingebaut und der Maler hat die Holzteile überarbeitet. Seit den ersten kalten Tagen beschlagen nun schon wieder die Fenster, auf den Scheiben der äußeren Flügel kommt es regelmäßig zur Kondensatbildung, das Rahmenholz beginnt schon wieder aufzuquellen. Der Tischler meinte, die Innendichtungen würden gerade dies verhindern. Was mache ich denn nun?
Was steht im Gesetz?
Doppelkastenfenster sind bauphysikalisch ausgefeilte Bauelemente. Bei der Sanierung oder Überarbeitung müssen diese Grundlagen beachtet werden. Die nachträglich eingesetzte Dichtung zeigt, dass in das bauzeitliche Zusammenspiel der beiden Flügel mit dem großen Scheibenzwischenraum eingegriffen wird. Die Fensterkonstruktion muss den Temperaturunterschied von außen nach innen von bis zu 30K steuern. Es gilt auch hier das Grundprinzip „innen dichter als außen“. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte werden diese Fenstertypen immer wieder überarbeitet. Die bedeutet i.d.R. den Auftrag einer neuen Lackschicht. Durch immer mehr Farbe auf den Außenflügeln werden Falze und Anschläge zwischen Flügel- und Blendrahmen immer dichter. Der Luftaustausch durch den äußeren Flügel in den Zwischenraum funktioniert nicht mehr. Wird nun der innere Flügel durch ein Schlauchprofil dichter gemacht, stimmt der o.a. bauphysikalische Grundsatz wieder. Dieses Reparaturspiel hat jedoch seine Grenzen. Oftmals will man auch die Flügel dichter haben, weil man meint, es zieht und die Dämmwirkung steigt, je dichter das Fenster ist. Die Konstruktionsart der Doppelkastenfenster erlauben dies jedoch nicht! Der U- Wert liegt bei nur ca. 2,5 W/m²K, moderne Fenster dämmen doppelt so gut. Eine fachgerechte Sanierung bedeutet daher i.d.R. die holzmäßige Überarbeitung der Falze, wobei gerade der Außenflügel luftdurchgängig gemacht werden muss.
Und wie stehen Sie dazu?
Eine Verbesserung der Dämmwirkung von Kastendoppelfenstern durch Abdichten aller Fugen ist kontraproduktiv! Es sind alte Konstruktionen, mit denen muss man – und manch einer mag dies sogar – leben. Der innere Flügel darf dicht sein, eingefräste Schlauch- oder Lippendichtungen sind hier i.O. Testen Sie am Außenflügel die Undichtigkeit: Ein Papierstreifen muss sich leicht durch den geschlossenen Rahmen hindurch ziehen lassen! Oftmals bemängelte Undichtigkeiten dieser Fenster sind zumeist kein Mangel. Wenn die äußere Scheibe beschlägt, öffnen Sie den Flügel leicht und das Kondensat verschwindet. So undicht muss dieser Flügel sein! Ein Isolierfenster hat im Scheibenzwischenraum eine Gasfüllung, die das Kondensieren verhindert, diese Konstruktionsart lässt sich beim Kastendoppelfenster nicht nachbauen.
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